Archiv Ladislava Hejdánka | Kartotéka

Zde najdete digitalizovanou podobu Hejdánkovy originální kartotéky. Její celkový objem čítá mnoho tisíc lístků. Zveřejňujeme je po částech, jak je zvládáme zpracovávat. V tuto chvíli máme zpracované to, co prof. Hejdánek sám vypracoval elektronicky. Zbývá ovšem mnoho práce na papírových kartičkách. Kromě Hejdánkových výpisků z četby obsahuje kartotéka také jeho vlastní myšlenkovou práci z posledních let, kterou nejde dohledat jinde.


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záznamů: 9

Werte und Wertbezogenheit

Hermann Broch (1931)
Jedes Wertsystem versucht, die Welt nach gewissen Prinzipien zu formen, sich selber in die Welt zu projizieren. Das Wertsystem, oder richtiger, das fiktive oder effektive Wertsubjekt, das ihm zugeordnet wird, vollzieht in der Wirklichkeit genau das, was jede idealistische Philosophie vom theoretischen Ich fordert: es projiziert sich selber in diese Wirklichkeit nicht nur theoretisch, sondern in aller praktischen Lebensfülle durchzuführen.
Eine derartige Formung der Wirklichkeit, ihre „Umformung zu einer Wertwirklichkeit“, wird nicht nur von jedem einzelnen Menschen mit mehr oder minder großem Erfolg unentwegt versucht, sie ist bei überpersönlichen Wertgebieten noch viel deutlicher sichtbar: Staaten, Völker, Kulturen sind solche Wertkreise, die sich um fiktive, überpersönliche Wertzsubjekte lege, und je deutlicher die Wertbezogenheit hervortritt, desto deutlicher wird dieses fiktive Wertsubjekt zum „Kulturgeist“, wird der Wertkreis zum „Kulturkreis“, um mit höchstem Wertziel in den weitesten Kulturkreis einer Religion zu münden.
(Logik einer zerfallenden Welt [1931], in: 8021, S. 156-7.)
vznik lístku: říjen 2003

Erkenntnis der Zeit | Geschichtliche Wirklichkeit | Zeit und Wirklichkeit | Wirklichkeit - lebendige | Leben - historisches | Skutečnost a čas

Hermann Broch (1917)
Hat dieses verzerrte Leben noch Wirklichkeit? hat diese hypertrophische Wirklichkeit noch Leben? die pathetische Geste einer gigantischen Todesbereitschaft endet in einem Achselzucken – sie wissen nicht, warum sie sterben; wirklichkeitslos fallen sie ins Leere, dennoch umgeben und getötet von einer Wirklichkeit, die die ihre ist, da sie deren Kausalität begreifen.2
Damit ist der Problemkreis zur Erkenntnis dieser Zeit umrissen. Denn die logische Aufgabe aller historischen Erkenntnis ist im Problem der geschichtlichen Lebenswirklichkeit, welche die Zeit erfüllt und sie zur Epoche konkretisiert, gegeben, ist gegeben in der Frage: wie begreift der (hypothetische) historisch-lebendige Mensch jene Wirklichkeit, die in ihrer (empirischen) quellenmäßigen Dokumentiertheit für ihn zeugen soll? – begreift er sie, ist es nachzuweisen, daß er sie begreifen muß, weil ihre Kausalität der seinen entspricht und ihm dadurch plausibel wird, dann ist jene Wirklichkeit als die seine anzusehen, dann darf sie mit Fug für ihn zeugen.
Die Frage „Wie begreift der historische Mensch seine Wirklichkeit?“ sucht die historische Erkenntnis in eine bestimmte Richtung einzustellen. Aufgabe der Untersuchung wird es sein, die Berechtigung dieser Einstellung zu erweisen. Vorwegnehmend sei bemerkt, daß sie mit der scheinbar nämlichen, welcher der Diltheyschen3 Historik zu Grunde liegt, nicht identifiziert werden darf.
-------2 Diesen Passus hat Broch 1931 wörtlich übernommen in den „Zerfall der (I)“ der Schlafwandler-Trilogie.
(Zur Erkenntnis dieser Zeit. Paradigmatische Skizzen zur Geschichtstheorie. In: Philosophische Schriften 2, Theorie, Kommentierte Werkausgabe, Bd. 10/2 Suhrkamp Verl., Frankfurt a.M. 1977, S. 11.)
vznik lístku: říjen 2003

Geistigkeit und Wert

Hermann Broch (1917)
Man ist gewöhnt, die Werttragende Komponente der produktiven Leistung nach dem – ziemlich allgemeinen – Begriff der Geistigkeit zu orientieren.
Assoziativ gesellen sich dem Begriff (ob als Attribute oder Konstituanten sei ungesichert) Phänomene, denen durchaus ein gewisser Spannungszustand eigentümlich ist:
Einstellung auf ein unendlich fernes Ziel, Ausweitung des gegebenen Objekts ins Allgemeine: alle Leistung [ist] Symbol, Inbegriff und Anfang einer unbedingteren.
In Verfolgung der damit gegebenen Direktiven placiert sich das Problem der Geistigkeit in das umfassendere der Zielsetzungen, manifestiert im Vorhandensein von „Werten“.
(Zur Philosophie der Werte und der Geistigkeit [1917], in:8021, S. 81.)
vznik lístku: říjen 2003

Wert

Hermann Broch (1917)
Das Problem des Wertes ist von der Berechtigung, Beantwortbarkeit teleologischer Fragestellung abhängig: jeglicher Wert ist Zielpunkt irgendeiner geschehenen oder denkbaren Willensaktion, ist immer irgendwie Erstrebtes oder zu Erstrebendes, ist der Zweck irgendeines Wirkens.
Es muß demnach (unter anderem) auf voluntaristische Phänomenologien rekurriert werden. -
Um sich einer Frage allgemeinster Fassung, einem „An-sich-Problem“, also hier etwa dem der causa finalis als „Wert an sich“ nähern zu dürfen, bedarf es des Rekurses auf [eine] allgemeinste, also erkenntnistheoretische Grundeinstellung (mit einem Minimum unbewiesener Voraussetzungen) – dies hier umsomehr als bekanntlich Wert- und Wahrheitskriterien eng ineinander laufen. Es gelten als Vorannahmen:
1. Die Erkenntnis der absoluten Einsamkeit des erkennenden Ichs; die Indeterminiertheit seiner rationalen und solipsistischen Autonomie,
2. das Phänomen eines – vom Ich indeterminierten, als „Zufall“ indeterminierbaren – Fremdkomplexes als Basis und (so/wohl objektive als subjektive) Modalität des gesamten Erlebens und Erkennens.
Die hiemit gegebene Antinomie zwischen beiden Determinierungssystemen als Agens allen Wirkens und aller Denkbewegung zu hypostasieren, halten wir uns für berechtigt.
(Zur Philosophie der Werte und der Geistigkeit [1917], in:8021, S. 81-2.)
vznik lístku: říjen 2003

Monismus

Hermann Broch (1917)
Tendenz zur Lösung dieser Antinomie wird somit als universal angenommen und das Gesamterleben in dieser Richtung gesehen: die aktive und einzige Beziehung des Erlebens ist in seiner Totalität auf diese causa finalis, der Lösung der Urantinomie als seinem „Wert an sich“ asymptotisch gerichtet, erlangend auf dem unendlichen Wege Annäherungswerte, Teilwerte, Wertfiktionen.Den Antinomiepolaren entsprechend sind zwei radikale Lösungsmöglichkeiten zu denken:
a) die Willensfreiheit des autonomen Ichs wird den Determinanten des Fremdkomplexes (Natur- und Psychogesetzlichkeit, Logizität, usf.) unterworfen,
b) der Fremdkomplex wird von der freien Aktivität des Ichs abhängig gemacht, wird schließlich dessen Setzung.
Rigorose Verfolgung dieser beiden Asymptotenrichtungen ergeben für das Individuum
zu a) ich gehe im All auf,
zu b) ich bin das All.
Dogmatisch genommen, geben die beiden Formeln Zusammenfassungen der rationalistischen Weltanschauungen und zwar des Materialismus (samt psychologistischen Spielarten) einerseits, des Solipsismus anderseits. Irgendwie aber immer: ob vom rationalen und griechischen Universalismus des Naturgesetzes, ob von der Notwendigkeit göttlicher Allheit, ob vom absoluten Ich getragen: jedweder Philosophie metaphysische Komponente tendiert zur monistischen Lösung.
(Zur Philosophie der Werte und der Geistigkeit [1917], in:8021, S.
vznik lístku: říjen 2003