LADISLAV HEJDÁNEK ARCHIVES | Cardfile

Here you will find a digitized image of Hejdánek's original filing cabinet. Its total volume is many thousand tickets. We publish them in parts as we handle them. At the moment we have worked out what prof. Hejdánek himself developed electronically. However, much work remains on paper cards. In addition to Hejdánek's extracts from reading, the filing cabinet also includes his own thought work from recent years, which cannot be found elsewhere.


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Whitehead

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Post subject: Can an actual occasion be felt more than once?
In Whitehead's Philosophy of Organism, can an actual occasion be positively prehended (felt) by more than one actual occasion? I have been told that it can, but I can't see how this could be so:
An actual occasion reaches satisfaction in the concrescence of its being positively prehended by another actual occasion and becomes a superject (while it is the data or object for the prehending actual occasion which is, for itself, the subject of the concrescence), i.e., it is objectively immortalized in the prehending actual occasion. I think Whitehead says that every actual occasion is at the same time a subject and a superject, a subject-superject, but he also says that in reaching satisfaction, an actual occasion loses its nature as a subject and only retains a superject status. In a sense, the actual occasion seems to 'die' subjectively and only lives on in how it altered or affected the prehending actual occasion in the concrescence. So, I guess what I'm getting at is if it only lives on objectively as a 'feature' (this may not be a good word to use) of another actual occasion, how is it 'there' to be prehended by another actual occasion later?
Whitehead says that actual occasions don't change, they only perish. So, if it has a specific subjective aim, and it achieves this subjective aim in being prehended, and, as a result, becomes completely determinate, how is it able to later be a subject-superject again to be prehended by a different actual occasion?
I think I asked the same question about 5 or 6 times in different ways, I'm just trying to make sure I'm being sufilosoficiently clear, but if you read through the whole question, thanks for your patience! I'm going to start losing sleep over this question soon.
Personally Ordered Society
Joined: 04 Nov 2004, Posts: 53, Location: Boston
date of origin: leden 2008

Werte und Wertbezogenheit

Hermann Broch (1931)
Jedes Wertsystem versucht, die Welt nach gewissen Prinzipien zu formen, sich selber in die Welt zu projizieren. Das Wertsystem, oder richtiger, das fiktive oder effektive Wertsubjekt, das ihm zugeordnet wird, vollzieht in der Wirklichkeit genau das, was jede idealistische Philosophie vom theoretischen Ich fordert: es projiziert sich selber in diese Wirklichkeit nicht nur theoretisch, sondern in aller praktischen Lebensfülle durchzuführen.
Eine derartige Formung der Wirklichkeit, ihre „Umformung zu einer Wertwirklichkeit“, wird nicht nur von jedem einzelnen Menschen mit mehr oder minder großem Erfolg unentwegt versucht, sie ist bei überpersönlichen Wertgebieten noch viel deutlicher sichtbar: Staaten, Völker, Kulturen sind solche Wertkreise, die sich um fiktive, überpersönliche Wertzsubjekte lege, und je deutlicher die Wertbezogenheit hervortritt, desto deutlicher wird dieses fiktive Wertsubjekt zum „Kulturgeist“, wird der Wertkreis zum „Kulturkreis“, um mit höchstem Wertziel in den weitesten Kulturkreis einer Religion zu münden.
(Logik einer zerfallenden Welt [1931], in: 8021, S. 156-7.)
date of origin: říjen 2003

Geschichtliche Wirklichkeit | Zeit und Wirklichkeit | Wirklichkeit - lebendige | Leben - historisches | Skutečnost a čas | Erkenntnis der Zeit

Hermann Broch (1917)
Hat dieses verzerrte Leben noch Wirklichkeit? hat diese hypertrophische Wirklichkeit noch Leben? die pathetische Geste einer gigantischen Todesbereitschaft endet in einem Achselzucken – sie wissen nicht, warum sie sterben; wirklichkeitslos fallen sie ins Leere, dennoch umgeben und getötet von einer Wirklichkeit, die die ihre ist, da sie deren Kausalität begreifen.2
Damit ist der Problemkreis zur Erkenntnis dieser Zeit umrissen. Denn die logische Aufgabe aller historischen Erkenntnis ist im Problem der geschichtlichen Lebenswirklichkeit, welche die Zeit erfüllt und sie zur Epoche konkretisiert, gegeben, ist gegeben in der Frage: wie begreift der (hypothetische) historisch-lebendige Mensch jene Wirklichkeit, die in ihrer (empirischen) quellenmäßigen Dokumentiertheit für ihn zeugen soll? – begreift er sie, ist es nachzuweisen, daß er sie begreifen muß, weil ihre Kausalität der seinen entspricht und ihm dadurch plausibel wird, dann ist jene Wirklichkeit als die seine anzusehen, dann darf sie mit Fug für ihn zeugen.
Die Frage „Wie begreift der historische Mensch seine Wirklichkeit?“ sucht die historische Erkenntnis in eine bestimmte Richtung einzustellen. Aufgabe der Untersuchung wird es sein, die Berechtigung dieser Einstellung zu erweisen. Vorwegnehmend sei bemerkt, daß sie mit der scheinbar nämlichen, welcher der Diltheyschen3 Historik zu Grunde liegt, nicht identifiziert werden darf.
-------2 Diesen Passus hat Broch 1931 wörtlich übernommen in den „Zerfall der (I)“ der Schlafwandler-Trilogie.
(Zur Erkenntnis dieser Zeit. Paradigmatische Skizzen zur Geschichtstheorie. In: Philosophische Schriften 2, Theorie, Kommentierte Werkausgabe, Bd. 10/2 Suhrkamp Verl., Frankfurt a.M. 1977, S. 11.)
date of origin: říjen 2003

Geistigkeit und Wert

Hermann Broch (1917)
Man ist gewöhnt, die Werttragende Komponente der produktiven Leistung nach dem – ziemlich allgemeinen – Begriff der Geistigkeit zu orientieren.
Assoziativ gesellen sich dem Begriff (ob als Attribute oder Konstituanten sei ungesichert) Phänomene, denen durchaus ein gewisser Spannungszustand eigentümlich ist:
Einstellung auf ein unendlich fernes Ziel, Ausweitung des gegebenen Objekts ins Allgemeine: alle Leistung [ist] Symbol, Inbegriff und Anfang einer unbedingteren.
In Verfolgung der damit gegebenen Direktiven placiert sich das Problem der Geistigkeit in das umfassendere der Zielsetzungen, manifestiert im Vorhandensein von „Werten“.
(Zur Philosophie der Werte und der Geistigkeit [1917], in:8021, S. 81.)
date of origin: říjen 2003

Wert

Hermann Broch (1917)
Das Problem des Wertes ist von der Berechtigung, Beantwortbarkeit teleologischer Fragestellung abhängig: jeglicher Wert ist Zielpunkt irgendeiner geschehenen oder denkbaren Willensaktion, ist immer irgendwie Erstrebtes oder zu Erstrebendes, ist der Zweck irgendeines Wirkens.
Es muß demnach (unter anderem) auf voluntaristische Phänomenologien rekurriert werden. -
Um sich einer Frage allgemeinster Fassung, einem „An-sich-Problem“, also hier etwa dem der causa finalis als „Wert an sich“ nähern zu dürfen, bedarf es des Rekurses auf [eine] allgemeinste, also erkenntnistheoretische Grundeinstellung (mit einem Minimum unbewiesener Voraussetzungen) – dies hier umsomehr als bekanntlich Wert- und Wahrheitskriterien eng ineinander laufen. Es gelten als Vorannahmen:
1. Die Erkenntnis der absoluten Einsamkeit des erkennenden Ichs; die Indeterminiertheit seiner rationalen und solipsistischen Autonomie,
2. das Phänomen eines – vom Ich indeterminierten, als „Zufall“ indeterminierbaren – Fremdkomplexes als Basis und (so/wohl objektive als subjektive) Modalität des gesamten Erlebens und Erkennens.
Die hiemit gegebene Antinomie zwischen beiden Determinierungssystemen als Agens allen Wirkens und aller Denkbewegung zu hypostasieren, halten wir uns für berechtigt.
(Zur Philosophie der Werte und der Geistigkeit [1917], in:8021, S. 81-2.)
date of origin: říjen 2003