Archiv Ladislava Hejdánka | Kartotéka

Zde najdete digitalizovanou podobu Hejdánkovy originální kartotéky. Její celkový objem čítá mnoho tisíc lístků. Zveřejňujeme je po částech, jak je zvládáme zpracovávat. V tuto chvíli máme zpracované to, co prof. Hejdánek sám vypracoval elektronicky. Zbývá ovšem mnoho práce na papírových kartičkách. Kromě Hejdánkových výpisků z četby obsahuje kartotéka také jeho vlastní myšlenkovou práci z posledních let, kterou nejde dohledat jinde.


Existencialismus

Karl Jaspers (1951)
Sartre ist der Schöpfer des Existentialismus, der heute in der breiten Welt ein Echo findet. Ohne Sartre wäre die Sache auf engere Kreise beschränkt geblieben. Sie machte als Mode erst von sich reden, als der Dichter sie vertrat und in seinem dichterischen Werk ihr Sprache gab. Das ist ein philosophisch zweideutiges Faktum. Was nur in dichterischer Gestalt sich versteht, bleibt für den Hörer und Leser undurchdachte Stimmung. In Auffassungen und Folgen ist sie dem Zufall preisgegeben und zeigt dann jene absonderlichen Randerscheinungen, die mit dem Ursprung der Sache nicht viel zu tun haben. Die Menge derer, die Sartres Dramen und Romane kennen, ist gewiß außerordentlich viel größer als die der wenigen, die sein umfangreiches philosophisches Werk lesen. Dichtung ist noch nicht Philosophie oder sie ist mehr als Philosophie. Wie großartig auch immer uns eine Welt etwa in Balzac oder Dostojewski begegnet, unser Innerstes erregt, uns mitschwingen läßt, in solcher Gestalt wird Erlebnis und Möglichkeit noch nicht zu Entschluß und Festigkeit der Existenz. Die Verführung durch ästhetische Anschauung, wenn diese, statt Versuchsfeld im Spiel der Möglichkeiten zu bleiben, zur Haltung des Lebens wird, vernichtet den Ernst. – Sartres Erfolg als Autor von Dramen und Romanen beruht aber nun doch keineswegs allein /498/ auf seiner Kunst, die geschult ist an der Überlieferung der klassischen französischen Form, sondern vor allem darauf, dass er die Nöte und Schrecken des heutigen Menschen aus dem Denken her darstellt. Er möchte uns gegenwärtige Menschen zu unserem Bewusstsein, d.h. er möchte uns unsere Philosophie bringen, in der Stufenfolge vom dem eindrücklich einfachen, jedermann faßlichen Symbol bis zum verwickelten Gedanken. Seine Dichtungen sind ...
(Was ist Existencialismus? in: Schweitzer Illustrierte 40, 1951, Nr. 18, pp. 15, 26; s malými změnami in: 3327, Aneignung und Polemik, München 1968, S. 497.)
vznik lístku: květen 2006

Emergence a počítače

Philip Anderson (2008)
Our experimentalist colleagues get to organize massive data streams into the beautiful false-color pictures we see on the covers of Science and Nature. For us theorists the computer is more of a mixed blessing. Many see it as our substitute; our role is to take the (mostly) known laws of physics and calculate their consequences by letting computers do all the work.
For most systems of interest, however, the basic laws of physics, though not incorrect, are inadequate. The reason is emergence, which says that when a system becomes large and complex enough, its constituents self-organize into arrangements that one could never deduce a priori, even though the laws of physics are obeyed. The obvious example is life, but emergence also acts on a more primitive level. Even the quantum theory of what should be the simplest of all crystalline solids, helium, is still a bit of a mystery.
In an attempt to cope with such problems, some of my colleagues try to do what I said they couldn't: follow all the atoms or electrons as they interact using massive computer simulations. Unfortunately, the number of atoms and the length of time they can be followed are negligible compared with even the tiniest speck of real matter. In addition, they use various assumptions and tricks that tend to predetermine the outcome.
The prestige attached to computers and their erudite gimmicks impresses almost everyone, but especially the simulators. They often believe they have proved that a system--like the little crystal of solid helium--can't possibly behave the way experiments show, therefore there's something dubious about the experiments, and not the simulations. Of course, to the casual observer computer simulations are far more impressive than old-fashioned logic and common sense. But we must remember that a simulation, even if correct, can't really prove anything. Computers will always have limits of error in trying to model the world. In the end logic and pure science, independent of the computer, still get us closest to nature, even without the pretty pictures.
Philip Anderson is a professor at Princeton University and was the recipient of the Nobel Prize in Physics in 1977.
www.
Computers have been responsible for immeasurable progress in physics. But contrary to assumptions, experimentalists are the heavy users.
by Philip Anderson • Posted July 9, 2008 02:46 PM
vznik lístku: září 2008

Existencialismus

Karl Jaspers (1951)
Sartre bezieht sich auf die ihm vorhergehende Philosophie unseres Zeitalters, auf Husserl und Heidegger und auf große Denker der Vergangenheit wie Kierkegaard. Gleichsam in seinem Gefolge sind in der Weltpresse heute Namen zur Geltung gekommen, um die man sich ohne Sartre kaum in solchem Maße gekümmert hätte, zurück bis Pascal. Es sind die Denker, die waren und dachten, was seit Kierkegaard Existenz heißt. Alle Zeitgenossen, die in diesen Kreis gerechnet werden, sind auf das stärkste von Kierkegaard bestimmt, der dem Wort Existenz den Tiefen Sinn für das Sein des Menschen gab. Seit dem Ersten Weltkrieg wurde Kierkagaard, der 1955 gestorbene dänische Denker und Dichter, in Deutschland erst eigentlich bekannt und zur Grundlage modernen Philosophierens. Er, der Christ, wurde mit Nietzsche, dem Zermalmer, zusammengebracht. Beide wurden als die Propheten und zugleich Opfer unseres Zeitalters, als die Ausnahmen, denen niemand, der sie verstand, folgen durfte, zu den großen Philosophen, an denen unsere Zeit sich orientieren sollte. Denn man war überdrüssig der Harmlosigkeit der zwar in Verstandesarbeit soliden, aber in Gehalten unglaubwürdigen damaligen Philosophie, die sich zur Magd der Wissenschaften degradiert und in bequemer Lebensferne ihr Wesen hatte, sich beschränkte auf Erkenntnistheorie und Geschichte der Philosophie. Man begehrte den Ernst wirklichen Philosophierens, dem Atem, der aus der großen alten Philosophie weht, und der von neuem fühlbar wurde für den, der durch Kierkegaard und Nietzsche erweckt war.
Die Namen, die man nennt, sind im deutschen Sprachgebiet Heidegger und ich, im französischen Sartre und Gabriel Marcel. Aber noch viele andere. Mounier, der in einer Übersicht durch die Form eines Stammbaumes den Zusammenhang der Existenzphilosophie zeigt, nennt fast alle Philosophen, die heute irgendein Gewicht haben. Dazu kommen hervorragende Schriftsteller wie Camus. Aber nun ist das Sonderbare, daß eigentlich alle außer Sartre keine „Existentialisten“ sein wollen. ... Und doch ist allen der Grundzug Kierkegaardschen Denkens gemeinsam: die Rückkehr aus einer Wahrheit, die nur gedacht wird als das andere, dem gegenüber ich selbst gleichgültig bin, zur Wahrheit, die gelebt wird, zum Ernst, der im Menschsein liegt, das frei ist und über sich selbst zu entscheiden hat.
(Was ist Existencialismus? in: Schweitzer Illustrierte 40, 1951, Nr. 18, pp. 15, 26; s malými změnami in: 3327, Aneignung und Polemik, München 1968, S. 498-99.)
vznik lístku: květen 2006