Here you will find a digitized image of Hejdánek's original filing cabinet. Its total volume is many thousand tickets. We publish them in parts as we handle them. At the moment we have worked out what prof. Hejdánek himself developed electronically. However, much work remains on paper cards. In addition to Hejdánek's extracts from reading, the filing cabinet also includes his own thought work from recent years, which cannot be found elsewhere.
Baruch Spinoza
(1663)
Ich beginne daher mit dem Dinge (Wesen, ens), worunter ich alles das verstehe, von dem, indem man es klar und deutlich vorstellt, man findet, daβ es notwendig existiert oder wenigstens existieren kann.
Aus dieser Definition oder, wenn man lieber will, aus dieser Beschreibung folgt, dass die Chimäre, das erdichtete Ding und das Gedankending in keiner Weise zu dem Seienden gerechnet werden können. Denn die Chimäre kann ihrer Natur nach / nicht existieren; dagegen lässt das erdichtete Ding keine klarer und deutliche Vorstellung zu, weil der Mensch hier aus bloβer Willkür und nicht unwissend wie bei dem Irrtümlichen, sondern absichtlich und wissend das verbindet, was er verbinden will, und trennt, was er trennen will. Das Gedanken-Ding ist nut ein Zustand des Denkens, der dem besseren Behalten, Erläutern und Vorstellen der eingesehenen Dinge dient. Unter einem „Zustand des Denkens“ (modus cogitandi) verstehe ich das, was ich schon in Erläut. zu Lehrs. 15, I erklärt habe, d.h. alle Bewusstseinsarten (cogitationis affectiones), also den Verstand, die Freude, die Einbildung u.s.w.
(Metaphysische Gedanken, in: 6450, Descartes´ Prinzipien der Philosophie ..., Meiner, Hamburg 1987, S. 107-08.) (Cogitata metaphysica I, 1.)
date of origin: březen 2008
Baruch Spinoza
(1663)
Daβ es aber gewisse Zustände des Denkens gibt, welche dazu dienen, die Dinge fester und leichter zu behalten und sie, wenn man will, wieder in das Gedächtnis zurückzurufen oder dem Geiste wieder gegenwärtig zu machen, ist allen bekannt, welche die so benannte Gedächtnisregel benutzen, wonach zu dem Behalten und Einprägen eines neuen Gegenstandes man einen Anderen bekannten zu Hilfe nimmt, der entweder im Namen oder in der Sache mit jenem übereinstimmt. Auf diese Weise haben die Philosophen alle natürlichen Dinge auf gewisse Klassen zurückgeführt, die sie Gattungen und Arten u.s.w. nennen, und auf die sie zurückgehen, wenn ihnen etwas Neues entgegentritt.
Ebenso haben wir auch Zustände des Denkens zur Erklärung der Dinge, indem man sie durch Vergleichung mit anderen bestimmt. Die Zustände des Denkens, durch die man dies bewirkt, heiβen die Zeit, die Zahl, das Maβ, wozu vielleicht noch einige andere kommen. Davon dient die Zeit zur Erklärung der Dauer, die Zahl zur Erklärung der diskreten Menge und das Maβ zur Erklärung der stetigen Gröβe.
Endlich ist man gewohnt, allem, was man einsieht, entsprechende Bilder in unserer Einbildungskraft zu geben, und daher kommt es, dass man auch das Nicht-Seiende sich positiv, wie etwas /109/ Seiendes, in der Einbildung vorstellt. Denn da der Verstand, für sich allein betrachtet, als denkendes Ding zu dem Bejahen keine gröβere Kraft hat als zu dem Verneinen, und da das bildliche Vorstellen nur in einem Empfinden der Spuren besteht, die in dem Gehirn durch die Bewegung der Lebensgeister, die in den Sinnen von den Gegenständen angeregt werden, sich bilden, so kann eine solche Empfindung nur eine verworrene bejahende Vorstellung sein. Daher kommt es, dass alle Weisen, deren der Verstand sich zum Verneinen bedient, wie z.B. Blindheit, Äuβerstes oder Ende, Grenze, Finsternis u.s.w., als seiende Dinge vorgestellt werden.
(Metaphysische Gedanken, in: 6450, Descartes´ Prinzipien der Philosophie ..., Meiner, Hamburg 1987, S. 108-09.) (Cogitata metaphysica I, 1.)
date of origin: březen 2008