Archiv Ladislava Hejdánka | Kartotéka

Zde najdete digitalizovanou podobu Hejdánkovy originální kartotéky. Její celkový objem čítá mnoho tisíc lístků. Zveřejňujeme je po částech, jak je zvládáme zpracovávat. V tuto chvíli máme zpracované to, co prof. Hejdánek sám vypracoval elektronicky. Zbývá ovšem mnoho práce na papírových kartičkách. Kromě Hejdánkových výpisků z četby obsahuje kartotéka také jeho vlastní myšlenkovou práci z posledních let, kterou nejde dohledat jinde.


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záznamů: 11

Regulativní idea

Ηοrѕt Тrаn (2009)
Ideen und Vernunft (Autor: Ηοrѕt Тrаn, 9.10.2009 17:07 Uhr)
Hi Sabine.
Kontext:
„Vollständige Objektivität ist eine regulative Idee, aber keine Realität, zumal nur Personen als Subjekte regulative Ideen haben können.“
Kann mir jemand helfen den Satz zu verstehen?
Powenz ergänzend lässt sich noch sagen, dass eine regulative Idee ein erstrebenswertes, sozial sinnvolles Ziel angibt, das aber im Realen nicht erreichbar ist. In diesem Sinne ist sie nichts anderes als ein Ideal. Das geht schon bei der Geometrie los (im Realen gibt es keine vollkommenen Kreise usw.) und setzt sich überall da fort, wo Ideal und Realität divergieren, z.B. bei Freiheit, Gerechtigkeit, Demokratie usw. usf.
Regulativ heißen diese Ideale, weil sie Gebote der Vernunft sind, die das soziale Miteinander strukturieren, das ohne jene nicht möglich wäre, jedenfalls nicht auf Dauer. Das Liebes-Ideal gehört sicher auch dazu, ist aber etwas komplizierter als die anderen gestrickt, da es nicht nur aus der Vernunft hervorgeht.
Vollständige Objektivität ist ebenfalls ein unerreichbares (aber notwendiges) Ideal, denn das, was man unter Objektivität versteht, ist in der Praxis nichts anderes als ein intersubjektiver Konsens über einen Sachverhalt. Objektiv kann das nicht wirklich sein, da die Erkenntnisfähigkeit von Subjekten nun einmal nicht vollkommen ist, sondern perspektivisch begrenzt. Erst die Aufhebung der Subjekt-Objekt-Schranke hebt auch die begrenzende Perspektivität des Subjekts auf. Dann allerdings (also im Falle mystischer Erkenntnis) gibt es auch keine „Objekte“ mehr.
Probleme entstehen dann, wenn „vollkommene Objektivität“ zum Fetisch wird, da auf diese Weise ein ontologischer Dualismus festgelegt wird (Subjekt vs. Objekt), der philosophisch fragwürdig ist.
Gruß
Horst
vznik lístku: červen 2010

Regulativní idea

Ladislav Hejdánek (2010)
Pojem „regulativnosti“ a vůbec „regulování“ (vlastně „řízení“), jak jej nacházíme třeba u Kanta, je třeba důkladněji prozkoumat a vyšetřit. Předně tu je velký problém, zda „ideji“ můžeme přisoudit schopnost aktivně (tudíž jako „subjekt“) něco skutečného ovlivňovat, dokonce řídit. Nebudeme-li s to tuto aktivní schopnost přiznat samotným idejím (a Platón to kdysi opravdu nečinil, ale jako „činitele“ tam vkomponoval onoho božského řemeslníka, demiurga), musíme počítat s tím, že oněm „subjektům“ jako jediným „činitelům“ musíme přiznat schopnost se nějak k ideji vztáhnout, akceptovat její „platnost“ či „závaznost“, a zejména schopnost se ideou samou nebo jejím apelem řídit, spravovat. Toto „vztažení“ ovšem nesmíme předem vidět a chápat jako vztažení k nějakému předmětu, ať už „ideálnému“ (event. intencionálnímu) nebo „reálnému“ (tj. konkrétnímu, konkrescentnímu).
(Písek, 100524-2.)
vznik lístku: květen 2010

Werte und Wertbezogenheit

Hermann Broch (1931)
Jedes Wertsystem versucht, die Welt nach gewissen Prinzipien zu formen, sich selber in die Welt zu projizieren. Das Wertsystem, oder richtiger, das fiktive oder effektive Wertsubjekt, das ihm zugeordnet wird, vollzieht in der Wirklichkeit genau das, was jede idealistische Philosophie vom theoretischen Ich fordert: es projiziert sich selber in diese Wirklichkeit nicht nur theoretisch, sondern in aller praktischen Lebensfülle durchzuführen.
Eine derartige Formung der Wirklichkeit, ihre „Umformung zu einer Wertwirklichkeit“, wird nicht nur von jedem einzelnen Menschen mit mehr oder minder großem Erfolg unentwegt versucht, sie ist bei überpersönlichen Wertgebieten noch viel deutlicher sichtbar: Staaten, Völker, Kulturen sind solche Wertkreise, die sich um fiktive, überpersönliche Wertzsubjekte lege, und je deutlicher die Wertbezogenheit hervortritt, desto deutlicher wird dieses fiktive Wertsubjekt zum „Kulturgeist“, wird der Wertkreis zum „Kulturkreis“, um mit höchstem Wertziel in den weitesten Kulturkreis einer Religion zu münden.
(Logik einer zerfallenden Welt [1931], in: 8021, S. 156-7.)
vznik lístku: říjen 2003

Zeit und Wirklichkeit | Wirklichkeit - lebendige | Leben - historisches | Skutečnost a čas | Erkenntnis der Zeit | Geschichtliche Wirklichkeit

Hermann Broch (1917)
Hat dieses verzerrte Leben noch Wirklichkeit? hat diese hypertrophische Wirklichkeit noch Leben? die pathetische Geste einer gigantischen Todesbereitschaft endet in einem Achselzucken – sie wissen nicht, warum sie sterben; wirklichkeitslos fallen sie ins Leere, dennoch umgeben und getötet von einer Wirklichkeit, die die ihre ist, da sie deren Kausalität begreifen.2
Damit ist der Problemkreis zur Erkenntnis dieser Zeit umrissen. Denn die logische Aufgabe aller historischen Erkenntnis ist im Problem der geschichtlichen Lebenswirklichkeit, welche die Zeit erfüllt und sie zur Epoche konkretisiert, gegeben, ist gegeben in der Frage: wie begreift der (hypothetische) historisch-lebendige Mensch jene Wirklichkeit, die in ihrer (empirischen) quellenmäßigen Dokumentiertheit für ihn zeugen soll? – begreift er sie, ist es nachzuweisen, daß er sie begreifen muß, weil ihre Kausalität der seinen entspricht und ihm dadurch plausibel wird, dann ist jene Wirklichkeit als die seine anzusehen, dann darf sie mit Fug für ihn zeugen.
Die Frage „Wie begreift der historische Mensch seine Wirklichkeit?“ sucht die historische Erkenntnis in eine bestimmte Richtung einzustellen. Aufgabe der Untersuchung wird es sein, die Berechtigung dieser Einstellung zu erweisen. Vorwegnehmend sei bemerkt, daß sie mit der scheinbar nämlichen, welcher der Diltheyschen3 Historik zu Grunde liegt, nicht identifiziert werden darf.
-------2 Diesen Passus hat Broch 1931 wörtlich übernommen in den „Zerfall der (I)“ der Schlafwandler-Trilogie.
(Zur Erkenntnis dieser Zeit. Paradigmatische Skizzen zur Geschichtstheorie. In: Philosophische Schriften 2, Theorie, Kommentierte Werkausgabe, Bd. 10/2 Suhrkamp Verl., Frankfurt a.M. 1977, S. 11.)
vznik lístku: říjen 2003

Geistigkeit und Wert

Hermann Broch (1917)
Man ist gewöhnt, die Werttragende Komponente der produktiven Leistung nach dem – ziemlich allgemeinen – Begriff der Geistigkeit zu orientieren.
Assoziativ gesellen sich dem Begriff (ob als Attribute oder Konstituanten sei ungesichert) Phänomene, denen durchaus ein gewisser Spannungszustand eigentümlich ist:
Einstellung auf ein unendlich fernes Ziel, Ausweitung des gegebenen Objekts ins Allgemeine: alle Leistung [ist] Symbol, Inbegriff und Anfang einer unbedingteren.
In Verfolgung der damit gegebenen Direktiven placiert sich das Problem der Geistigkeit in das umfassendere der Zielsetzungen, manifestiert im Vorhandensein von „Werten“.
(Zur Philosophie der Werte und der Geistigkeit [1917], in:8021, S. 81.)
vznik lístku: říjen 2003