Archiv Ladislava Hejdánka | Kartotéka

Zde najdete digitalizovanou podobu Hejdánkovy originální kartotéky. Její celkový objem čítá mnoho tisíc lístků. Zveřejňujeme je po částech, jak je zvládáme zpracovávat. V tuto chvíli máme zpracované to, co prof. Hejdánek sám vypracoval elektronicky. Zbývá ovšem mnoho práce na papírových kartičkách. Kromě Hejdánkových výpisků z četby obsahuje kartotéka také jeho vlastní myšlenkovou práci z posledních let, kterou nejde dohledat jinde.


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záznamů: 24

Pravda | Wahrheit

Søren Kierkegaard ()
Wieweit kann die Wahrheit gelehrt werden? Mit dieser Frage wollen wir beginnen. Dies war eine sokratische Frage oder wurde es durch die sokratische Frage: Wieweit kann die Tugend gelehrt werden? … /
In dieser Hinsicht zeigt es sich, mit welcher wunderbaren Konsequenz Sokrates sich selber treu blieb und künstlerisch verwirklichkte, was er verstanden hatte. Er war und blieb Hebamme; nicht weil er "das Positive nicht hatte"*, sondern weil er einsah, daß jenes verhältnis das höchste ist, welches ein Mensch zum anderen einnehmen kann. Und darin behält er ja für alle Ewigkeit. Denn selbst wenn je ein göttlicher Ausgangspunkt gegeben wäre, von Mensch zu Mensch bleibt dies das wahre Verhältnis, wenn man auf das Absolute hinschaut und nicht mit dem Zufälligen schäkert, sondern von Herzensgrund darauf verzichtet, die Halbheit zu verstehen, die die Lust der Menschen und das Geheimnis des Systems zu sein scheint. Dagegen war Sokrates eine von Gott selbst geprüfte Hebamme, das Werk, das er vollbrachte, war ein göttlicher Auftrag (vgl. Platos Apologie); mochte er auch den Menschen als Sonderling vorkommen (ATOPÓTATOS, Platos Theätet § 149), und es hatte einen göttlichen Sinn, was Sokrates auch verstand, daß der Gott ihm verbot zu gebären (MAIEYESTHAI MÉ HO THEOS ANAGKADZEI, GENAN DE APEKÓLYSEN, Theätet § 150: Zu entbinden zwingt mich der Gott, das Gebären aber hat er mir versagt); denn zwischen Mensch und Mensch ist das MAIEYESTHAI [Entbinden], das Gebären kommt allein dem Gott zu.
Sokratisch gesehen ist jeder Ausgangspunkt in der Zeit sowieso etwas Zufälliges, Verschwindendes, ein bloßer Anlaß; mehr ist der Lehrer auch nicht, und gibt er sich und sein Wissen auf eine andere Weise hin, dan gibt er nicht, sondern nimmt …/ … Nach sokratischer Anschauung ist jeder Mensch sich selbst das Zentrale, und die ganze Welt zentralisiert sich nur auf ihn hin, denn seine Selbsterkenntnis ist eine Gotteserkenntnis. So verstand Sokrates sich selbst, so mußte nach seiner Anschauung…
…So verstand Sokrates sich selbst, so mußte nach seiner Anschauung jeder Mensch sich selbst verstehen, und kraft dessen mußte er sein Verhältnis zum Einzelnen verstehen, allezeit gleich demütig und gleich stolz. Dazu hatte Sokrates Mut und Besonnenheit, sich selbst genug zu sein, aber auch im Verhältnis zu anderen nur der Anlaß zu sein, selbst für den dümmsten Menschen. Oh, seltene Großherzigkeit, selten in unserer Zeit …
Verhält es sich so damit, die Wahrheit lehrend zu lernen, dann kann die Tatsache, daß ich von Sokrates oder Prodikos oder einem Dienstmädchen gelernt habe, mich nur historisch beschäftigen … Es kann mich auch nicht anders als historisch interessieren, daß die Lehre des Sokrates oder Prodikos die / und die war, denn die Wahrheit, in welcher ich ruhe, war in mir selbst und kam durch mich selbst ans Licht, und nicht einmal Sokrates vermochte sie mir zu geben … Mein Verhältnis zu Sokrates und Prodikos kann mich nicht beschäftigen im Hinblick auf meine ewige Seligkeit, denn diese ist retrograd gegeben im Besitze der Wahrheit, die ich von Anfang an hatte, ohne es zu wissen. … Denn der Endgedanke allen Fragens ist, daß der Befragte doch selbst die Wahrheit haben und sie durch sich selbst bekommen muß. Der zeitliche Ausgangspunkt ist ein Nichts; denn im selben Augenblick, da ich entdecke, daß ich von Ewigkeit an die Wahrheit gewußt habe, ohne es zu wissen, im selben Nu ist jener Augenblick im Ewigen verborgen, darin aufgenommen, so daß ich sozusagen ihn nicht einmal finden kann, selbst wenn ich ihn suchte, weil da kein Hier und Da ist, sondern nur ein ubique und nusquam [überall und nirgends].
Wenn sich dies nun anders verhalten soll, muß der Augenblick in der Zeit entscheidende Bedeutung haben, so daß ich ihn keinen Augenblick, weder in Zeit noch Ewigkeit, werde vergessen können, weil das Ewige, das vorher nicht war, in diesem Augenblick entstand. Unter dieser Voraussetzung laßt uns nun die Verhältnisse betrachten mit Rücksicht auf die Frage, wieweit die Wahrheit gelehrt werden kann.
(6926, Philosophische Brocken, Frankfurt a.M. 1984, S. 12-15.)
vznik lístku: červenec 2001

Transcendence | Problémy

Jan Patočka (1934)
… pohlíží na věc pouze jako historik; co však znamená filosoficky, tj. za předpokladu, že metafysické problémy mají určitou objektivitu, v jejíchž rozmanitých úrovních se pohybují filosofické systémy? To jsem se pokusil vysvětliti motivem transcendence, který podle mého názoru přináší křesťanství a který je něco zcela jiného než „transcendentno“ positivistů. …
(Odpověď Filosofické revui, in: Česká mysl 30, 1936, str. 62.)
vznik lístku: říjen 2001

Transcendence (a existence | Existence (a transcendence)

Karl Jaspers (1962)
1) Existenz ist nicht Sosein, sondern Seinkönnen, das heiβt: ich bin nicht Existenz, sondern mögliche Existenz.
Existenz steht ständig in der Wahl, zu sein oder nicht zu sein. Ich bin nur im Ernst des Entschlusses. Ich bin nicht nur da, nicht nur der Punkt eines Bewuβtseins überhaupt, nicht nur der Ort geistiger Schöpfungen, sondern in diesen allen kann ich ich selbst oder in ihnen verloren sein.
2) Schon das Bewuβtsein ist das Dreisein: das Subjekt des „ich denke“ ist auf Gegenstände gerichtet und ist darin auf sich selbst bezogen in Selbstbewutsein.
In dieser Struktur liegt existentiell eine tiefere: Existenz ist das Selbst, das sich zu sich selbst verhält und darin sich auf die Macht bezogen weiβ, durch die es gesetzt ist (Kierkegaard).
Sie ist Freiheit (nicht die Freiheit der Willkür des Daseins, nicht das Einstimmen in die Richtigkeit des Bewuβtseins überhaupt, nich die in Ordnungen des Geistes schaffende Phantasie) auf eine unfaβliche Weise: sie ist Fraiheit, die nicht nur durch sich selbst ist, sondern die sich ausbleiben kann. Sie ist Freiheit nicht ohne die Transzendenz, durch die sie sich geschenkt weiβ.
Der Ort der Transzendenz oder die Transzendenz selbst ist das Allumgreifende und als solches Verborgene, das für Existenz und allein für Existenz in der Erfahrung ihrer Freiheit Wirklichkeit ist. Existenz ist nicht ohne Transzendenz. Dies ist gleichsam die Struktur der Existenz, abgesehen davon wie Transzendenz im Raum des Bewuβseins überhaupt und des Geistes auch immer vorgestellt und gedacht wird.
3) Existenz ist als der je Einzelne, als dies selbst, unvertretbar und unersetzbar.
In den Kategorien „das Allgemeine und das Individuum“ scheint die Existenz als das Individuum bestimmt. In den Kategorien „Wesen und Wirklichkeit“ (essentia und existentia) scheint die Existenz als Wirklichkeit bestimmt. In diese Kategorien aber ist der Sinn der Einzigkeit und Unvertretbarkeit hineinzunehmen.
Das geschieht nicht, wenn ...
(3333, Der philosophische Glaube angesichts der Offenbarung, Piper, München 1963, S. 118.)
vznik lístku: květen 2014

Transcendence a „objímající | Svět jako celek | Welt als Ganzes | Svět jako celek

Karl Jaspers (1962)
Das Umgreifende, das das Sein selbst ist, ist zugleich ein solches, das auf keine Weise für uns Objekt wird.
In der Welt gehen wir nach allen Seiten und finden in ihr ins Unendliche die uns erkennbaren Dinge. Die Welt selber im ganzen ist nicht verstehbar und nicht in ihr angemessen denkbar; sie ist für unser Wissen kein Gegenstand, sondern nur eine Idee als Aufgabe für das Forschen.
Die Transzendenz aber erforschen wir überhaupt nicht, wir werden von ihr – im Gleichnis gesprochen – berührt und berühren sie als das Andere, das Umgreifende alles Umgreifenden.
(3333, Der philosophische Glaube angesichts der Offenbarung, Piper, München 1963, S. 122.)
vznik lístku: květen 2014