Archiv Ladislava Hejdánka | Kartotéka

Zde najdete digitalizovanou podobu Hejdánkovy originální kartotéky. Její celkový objem čítá mnoho tisíc lístků. Zveřejňujeme je po částech, jak je zvládáme zpracovávat. V tuto chvíli máme zpracované to, co prof. Hejdánek sám vypracoval elektronicky. Zbývá ovšem mnoho práce na papírových kartičkách. Kromě Hejdánkových výpisků z četby obsahuje kartotéka také jeho vlastní myšlenkovou práci z posledních let, kterou nejde dohledat jinde.


Čas | Pravda

Tomáš Akvinský (1224/5-1284)
Articulus quartus
Quarto quaeritur utrum sit tantum una veritas qua omnia sunt vera. Et videtur quod sic: Anselmus enim dicit in libro De veritate31 quod sicut tempus se habet ad temporalia ita veritas ad res veras; sed tempus ita se habet ad omnia temporalia quod est unum tempus tantum; ergo ita se habebit veritas ad omnia vera quod erit tantum una veritas.
(5845, Von der Wahrheit – De veritate, Quaest.I; F.Meiner, Hamburg 1986, S. 24.)
vznik lístku: březen 2002

Pravda

Tomáš Akvinský (1224/5-1284)
Quarto quaeritur utrum sit tantum una veritas qua omnia sunt vera. Et videtur quod sic: Anselmus enim dicit in libro De veritate31 quod sicut tempus se habet ad temporalia ita veritas ad res veras; sed tempus ita se habet ad omnia temporalia quod est unum tempus tantum; ergo ita se habebit veritas ad omnia vera quod erit tantum una veritas.
3 Praeterea, Anselmus in libro De veritate sic argumentatur: si plurium verorum sunt plures veritates, oportet veritates variari secundum varietates verorum; sed veritates non variantur per variationem rerum verarum, quia, destructis rebus veris vel rectis, adhuc remanet veritas et rectitudo secundum quam sunt vera vel recta; ergo est una tantum veritas. Minorem probat ex hoc quia destructo signo adhuc remanet rectitudo significationis, quia rectum est ut significetur hoc quod illud signum significabat; et eadem ratione, destructo quolibet vero vel recto, eius rectitudo vel veritas remanet.
SED CONTRA, Augustinus in libro De vera religione33, „Sicut similitudo est forma similium, ita veritas est forma verorum«; sed plurium similium plures similitudines; ergo plurium verorum plures veritates.
RESPONSIO. Dicendum quod, sicut ex praedictis patet, veritas proprie invenitur in inlellectu humano vel divino, sicut sanitas in animali; in rebus autem aliis invenitur veritas per relationem ad intellectum, sicut et sanitas dicitur de quibusdam aliis in quantum sunt effectiva vel conservativa sanitatis animalis. Est ergo veritas in intellectu divino quidem primo et proprie, in mtellectu vero humano proprie quidem sed secundario, in rebus autem improprie et secundario, quia nonnisi per respectum ad alteram duarum veritatum. Veritas ergo intellectus divini est una tantum, a qua in intellectu humano derivantur plures veritates, „sicut ab una facie hominis resultant plures similitudines in speculo“, sicut dicit glosa34 super illud „Diminutae sunt veritates a filiis hominum“; veritates autem quae sunt in rebus sunt plures sicut et rerum entitates.
Veritas autem quae dicitur de rebus in comparatione ad intellectum humanum, est rebus quodam modo accidentalis, quia, posito quod intellectus humanus non esset nec esse posset, adhuc res in sua essentia permaneret; sed veritas quae de eis dicitur in comparatione ad intellectum divinum, eis inseparabiliter concomitatur, cum nec subsistere possint nisi per intellectum divinum eas in esse producentem. Per prius etiam inest rei veritas in comparatione ad intellectum divinum quam humanum, cum ad intellectum divinum comparetur sicut ad causam, ad humanum autem quodam modo sicut ad effectum in quantum intellectus scientiam a rebus accipit: …
3“ Glossa Petri Lombardi super Psal. XI (PL 191, p. 155 A).
(5845, Von der Wahrheit – De veritate, Quaest.I; F.Meiner, Hamburg 1986, S. 24.)
vznik lístku: březen 2002

Bytí (s. Sein) | Gegenstand | Sein | Předmět (objekt)

Karl Jaspers (1947)
Die Frage ist: was ist Sein? – Die Frage an diese Frage ist: wie kann ich und wie muß ich das Sein denken?
a) Alles, was mir Gegenstand wird, tritt aus der dunklen Welt, in der ich lebe, diese klar werden lassend, an mich heran. Der Gegenstand ist ein bestimmtes Sein. Dieses steht in Bezug auf anderes, von dem es unterschieden ist, und af mich, dem es als gedacht gegenübersteht. Es ist nicht alles, und es steht, sei es auch noch so groß, in einem umfassenderen Sein, es ist nicht das Ganze. Das Sein selber ist nicht als Gegenstand aufzeigbar.
Das Sein zu denken, z.B. als Materie, als Energie, als Geist, als Leben usw. – alle denkbaren Kategorien sind versucht worden -, zeigt mir am Ende stets, daß ich eine Weise bestimmten Seins, die im Ganzen des Seins vorkommt, zum Sein selbst verabsolutiert habe.
Das unmittelbar erfahrene Sein ist Erscheinung, die auf anderes weist; das vermittelt erkannten Sein ist als es selbst nicht erfahrbar. Sein, das schlechthin das Seins selbst ist, kann es als Gegenstand weder unmittelbar noch vermittelt geben. Es ist gegenständlich ungreifbar.
Was immer das Wissen in die Hand bekommt, es erweist sich: das Sein, das ich weiß, ist nicht das Sein an sich und nicht das Sein, das ich selber bin. Es ist für unser Wissen kein Halt in irgendeinem bestimmten Sein. Es ist vilemehr, als ob das Sein zurückweiche vor dem zugreifenden Wissenwollen und uns in Gestalt von Gegenständen immer nur gleichsam Reste und Spuren von sich in der Hand ließe. Kein gewußtest Sein ist das Sein.
b) Alles was mit gegenständlich wird, ist jeweils zusammengeschlossen in einem relativ Ganzen unserer Welt, in der wir leben. Wir sehen dieses Ganze, sind in ihm geborgen. Es umschließt uns gleichsam in einem Horizont unseres Wissens.
Jeder Horizont schließt uns ein; er versagt den weiteren Ausblick. Daher …
(3326, Von der Wahrheit, München 1958, S. 37.)
vznik lístku: únor 2005

Fürsichselbstsein | Gegenstandsein | Ansichsein | Ichsein | Sein | Objektsein

Karl Jaspers (1932)
Sein wird als erfaβtes sogleich ein bestimmtes Sein. Auf die Frage, was Sein sei, bietet sich uns daher vielerlei Sein an: das empirisch in Raum und Zeit Wirkliche, Totes und Lebendiges, Dinge und Personen, Werkzeuge und fremder Stoff, Gedanken, die von dem Wirklichen gelten, zwingende Konstruktionen idealer Gegenstände, so der mathematischen, Phantasieinhalte, mit einem Wort: Gegenständlichkeit überhaupt. In der Situation vorgefundenes Sein ist für mich Objekt.
Anders bin ich. Ich stehe mir nicht gegenüber wie den Dingen; ich bin der Fragende, dem sich jene objektiven Seinsweisen als Antworten darbieten, und der sich als den Fragenden weiβ. Wie ich mich auch wende, mich zum Objekt zu Machen, immer bin auch ich da, dem ich Objekt werde: es bleibt ein Ichsein. /5/
Sein als Objektsein und Sein als Ichsein sind die zunächst sich aufdrängenden wesensverschiedensten Seinsweise. Unter den Objekten sind zwar Personen, die als für sich seiend Ich sind, wie ich für sie Objekt werden kann, und auch ich kann mir, wo Ich als Objekt und Ich als Subjekt trotz der Spannung eins sind.
Das Sein der Dinge weiβ nichts von sich; ich, das denkende Subjekt, weiβ von ihm. Denke ich mich dieses Sein, wie es unabhängig von seinem Gegenstandsein für ein Subjekt d.h. nicht als Erscheinung für Anderes ist, so nenne ich es ein Sein an sich. Dieses Ansichsein aber ist mir nicht zugänglich, denn im ersten Zugriff mache ich es zu einem Gegenstand, damit aber zur Erscheinung als einem Sein für mich. Ein Sein, das für sich selbst ist, in dem Sein und Gewuβtsein zusammegehören, kenne ich nur in mir. Ich als Sein bin in der Wurzel verschieden von allem Sein der Dinge, weil ich sagen kann „ich bin“. Mache ich aber mich selbst als empirisches Dasein zum Objekt, dann bin ich als solches nicht, was „Ich“ an sich selbst ist. Was ich an mir selbst bin, weiβ ich nicht, sofern ich mir Gegenstand bin. Ich müβte meiner inne werden auf eine Weise, die nicht erkennendes Wissen ist. Auch dann bliebe mir das Ansichsein der anderen Dinge schlechthin fremd.
Wenn ich das Sein auflöse in Objektsein, Ansichsein und Fürsichselbstsein, so habe ich nicht drei nebeneinander bestehende Seinsarten, sonder die voneinander unlösbaren Pole des Seins, in dem ich mich finde.Ich kann die Neigung haben, einen der drei Pole für das eigentliche Sein zu halten. Dann ...
(3337, Philosophie I, Berlin etc. 1956, S. 4-5.)
vznik lístku: květen 2014